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Geruhsam, gemächlich, gelassen.

Einmal angenommen, man würde in diesen Tagen nicht im Internet surfen, keine Tageszeitung lesen und auch kein Fernsehen schauen, würde also gewissermaßen ein Nachrichten-Fasten praktizieren. Der Blick auf die Entwicklung des Wertpapierdepots würde fehlende Zinsen und steigende Aktienkurse konstatieren. Geruhsam, gemächlich und gelassen könnte man in den Tag leben.

canva

Inflationsraten nur vorübergehend hoch

  • Die Liste der Sorgenthemen ist zurzeit ziemlich lang: Lieferengpässe, Afghanistan, Preissteigerungen, Coronavirus – um nur einige zu nennen. Doch die Finanzmärkte rund um den Globus schlagen sich überraschend wacker. Der gute Grund hierfür lautet: Die Notenbanken sind nach wie vor entspannt, trotz der aktuell hohen Inflationsraten. Schließlich sind es Sonder- und Basiseffekte, die in diesem Jahr die Inflationsrate nach oben schnellen lassen. Diese werden schon Anfang 2022 wieder verschwinden.

• Für die Europäische Zentralbank (EZB) gibt es keine Notwendigkeit, in Hektik zu verfallen, sei es bei der Beendigung der Wertpapierkaufprogramme, sei es bei etwaigen Zinserhöhungen. Insofern erwarten wir nach wie vor erst für das Jahr 2026 einen Zinsschritt der EZB. Damit bleiben die günstigen Finanzierungsbedingungen weiterhin erhalten.

Deutschland: Konjunktureller Schwung lässt nach

  • Der starke Aufholprozess nach dem Ende des letzten Lockdowns scheint zu einem Ende zu kommen. Damit fehlt der konjunkturelle Schwung für das dritte Quartal. Gleichzeitig sind in den Umfragen bei den Unternehmen und Finanzmarktanalysten die Erwartungsindikatoren auf einen Abwärtstrend eingeschwenkt.
  • Für das dritte Quartal ist all das kein Beinbruch, es wird gut ausfallen. Doch für das Schlussquartal 2021 nehmen die Abwärtsrisiken zu. Weiterhin ist es der Mix aus steigenden Corona-Infektionen und Lieferengpässen, der sich bremsend bemerkbar macht.

Goldpreis profitiert etwas von steigenden Inflationsraten

  • In den vergangenen Wochen konnte die Goldnotierung doch noch etwas von den höheren Inflationsraten profitieren. Zwar wird allgemein erwartet, dass die Inflationsraten nur vorübergehend über die Notenbankziele ansteigen werden, doch in Verbindung mit der Aussage wichtiger Zentralbanken, hierauf nicht mit einer geldpolitischen Straffung zu reagieren, bietet dies ein konstruktives Umfeld für Gold.
  • Die Realrenditen werden auf absehbare Zeit tief im Minus verharren. So sollten in den nächsten Quartalen nicht nur die Schmuck-, Münz- und Barrennachfrage sich weiter festigen, sondern auch die Finanzinvestoren wieder stärker auf Gold setzen.

EZB: Fokus auf Tempo der Wertpapierkäufe

  • Nachdem die EZB im Juli ihre neue geldpolitische Strategie bekanntgegeben hat, dürfte sich das Augenmerk nun wieder stärker auf das Wertpapierkaufprogramm PEPP richten. Das Tempo der Wertpapierkäufe in den kommenden Monaten dürfte nun thematisiert werden. Wir sehen Spielraum für die EZB, die monatlichen Nettoanleihekäufe des PEPP wieder auf ein ähnliches Niveau zu reduzieren wie zu Jahresanfang.
  • Kurzfristige Zinsen werden für lange Zeit niedrig bleiben; die Inflationsrate dürfte nur 2021 vorübergehend oberhalb des Ziels von 2 % liegen.

Gestiegene Inflation hat nur geringe Auswirkungen auf Renditen

  • Die gestiegene Inflation hat weiterhin nur geringe Auswirkungen auf die Renditen von Staatsanleihen im Euroraum. Die EZB hat ihre Toleranz gegenüber temporär erhöhten Inflationsraten unterstrichen und die Markterwartungen über die Leitzinsen fest verankert. Eine Reduktion der monatlichen Anleihekäufe des PEPP dürfte nur überschaubare Marktreaktionen hervorrufen.
  • Insbesondere die risikoarmen Segmente im Rentenbereich sind derzeit wenig attraktiv für Anleger. Die Renditen langlaufender Bundesanleihen werden auch mittelfristig kaum über die Inflationsrate steigen.

Geschäftsumfeld für DAX-Unternehmen ist sehr gut

  • Das Geschäftsumfeld für die deutschen Unternehmen ist aktuell sehr gut. Dies spiegelt sich auch in den erwirtschafteten, stark angestiegenen Unternehmensgewinnen wider. Die zuletzt vorgelegten Quartalszahlen belegen, dass es den Unternehmen gelingt, die steigenden Preise für Rohstoffe und Vorprodukte an ihre Abnehmer weiterzugeben, sodass die Profitabilität dadurch nicht in Mitleidenschaft gezogen wird.
  • Für etwas Verunsicherung sorgen die steigenden Corona-Neuinfektionszahlen. Diese Unsicherheit wird im dritten Quartal zwar noch auf den Kursen lasten, die grundsätzliche Aufwärtsbewegung der Unternehmensgewinne und der Aktienkurse aber nicht nachhaltig gefährden.

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