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Wie eine Arbeitgebermarke passende Mitarbeiter anzieht

Andreas Nau beweist: Wer in Firmenkultur investiert, spart bei der Personalgewinnung

Andreas Nau, Strategischer Geschäftsführer easySoft

Laut Branchenverband Bitcom fehlen derzeit 43.000 IT-Spezialisten und sechs von zehn Unternehmen suchen vergeblich nach Fachkräften. Die Zahlen schwanken, aber seit Jahren klagt die Branche über Fachkräftemangel. Dagegen erhielt Easysoft im vergangenen Jahr durchschnittliche eine Initiativbewerbung pro Tag. Und ich kenne Hoteliers und Gastronomen, Maschinenbauer oder Handwerker denen es ähnlich geht. Ihre Kollegen suchen händeringend Azubis und Mitarbeiter, während sie selbst gut zurechtkommen. Denn: Ihre Unternehmen sind eine Marke. Sie ziehen potentielle Mitarbeiter an.

Was machen diese erfolgreichen Unternehmen anders?

BMW steht für Freude am Fahren, Audi für Vorsprung durch Technik, bei Mercedes wird es schon unklar („Das Beste oder nichts“). Von Opel und Ford ganz zu schweigen. Eine Umfrage unter 200.000 internationalen Studenten ergab, dass für sie BMW der attraktivste deutsche Arbeitgeber ist. Erfolgreiche Unternehmen haben nicht nur einen hohen Bekanntheitsgrad. Es ist auch erkennbar, was sie tun und wofür sie stehen. Unternehmen, die keine Vision entwickeln, Werte festlegen oder einen eigenen Stil kreieren, werden es immer schwerer haben.

Das haben wir im eigenen Unternehmen vor knapp zehn Jahre selbst schmerzlich erfahren. Das Unternehmen wuchs, aber gleichzeitig hatten wir drei Geschäftsführer das Gefühl, es fällt auseinander. Daraufhin haben für uns zentrale Fragen beantwortet:

Etwa, was ist uns wichtig?
Wie wollen wir arbeiten?
Welche Vision haben wir für das Unternehmen?
Wie wollen wir von außen gesehen werden?
Und vor allem auch: Was wollen wir nicht?

Das kostet viel Zeit und Energie. Es kostet speziell Macher große Überwindung, sich mit scheinbar „philosophischen Fragen“ zu befassen statt das aktuelle Geschäft zu erledigen. Doch: Die Investition lohnt sich. Wir sind wieder ein Team, das in eine gemeinsame Richtung marschiert. Wir leben eine spezifische Unternehmenskultur, die uns erkennbar und interessant macht. Ein Beispiel: Bevor die Ausbildungsmesse unserer IHK startet, besucht sie uns mit 60 Studenten. Das ist ein kleiner Baustein, warum wir nicht mehr Mitarbeiter suchen, sondern die passenden finden. Das ist das Ergebnis unserer „philosophischen Auszeit“, die wir inzwischen regelmäßig wiederholen, und vor allem der konsequenten Umsetzung unserer Gedanken. Wir leben unsere Vision und Werte. Vor allem kleinere Unternehmen sind stark durch die Führungspersönlichkeit geprägt, denn die Geschäftsführung entwickelt „ihre“ Basiskultur. Leitplanken, innerhalb derer sich das Unternehmen und seine Mitarbeiter bewegen. Fatal wäre allerdings eine Einbahnstraße. Mitarbeiter stoßen gute Entwicklungen an, die auch beachtet und berücksichtigt werden sollten, damit sich die Mitarbeiter wiederfinden.

Das Unternehmen sichtbar und erlebbar machen

Wir nehmen auch an verschiedenen Arbeitgeber-Wettbewerben teil. Das Ranking zeigt uns einerseits, wo wir stehen und andererseits, wo wir uns noch verbessern können. Und natürlich lernen wir interessante Ideen anderer Unternehmen kennen. Und dann heißt es: Prüfe alles und behalte das Gute. Diese Ideen müssen allerdings zu dem Unternehmen passen und mit Leben gefüllt werden.
Beispielsweise stehen in den Räumen etlicher Unternehmen Tischkicker. Aber sie werden nicht genutzt, weil sich die Mitarbeiter nicht trauen. Denn: Der Chef sieht das und hat den Eindruck, seine Angestellten tun nichts. Uns drei Geschäftsführer sehen die Mitarbeiter immer wieder am Tischkicker. Für die Kletterwände in unseren beiden Gebäuden sind wir inzwischen bekannt. Die Initiative dafür kam von Mitarbeitern. Die Idee dahinter: Um kreativ zu arbeiten, benötigen wir einen klaren Kopf. Den holen wir uns schneller durch Bewegung, Spaß und Erholung statt verkrampft auf den Bildschirm zu stieren.

Dadurch setzen wir zwei Werte, die uns wichtig sind. Nämlich individuelle und gemeinsame Bestleistung, die ohne kreative Pausen nicht möglich ist, sowie Menschlichkeit und Gesundheit. Denn wenn Unternehmer und Geschäftsführer ihre Mitarbeiter immer fordern, dann bluten sie mittelfristig aus und Bestleistung ist nicht mehr möglich. Diese flexible und selbstverantwortlich gestaltete Arbeitszeit funktioniert nur, weil es Zielvereinbarungen gibt. Die entwickeln wir in Mitarbeitergesprächen und die Führungskräfte sind immer wieder verblüfft, mit welchen Ideen die Mitarbeiter die Unternehmensziele im eigenen Arbeitsbereich unterstützen. Jeder Mitarbeiter lebt dadurch unseren dritten Wert: Wachstum und Entwicklung für jeden persönlich und für das Unternehmen.
Wenn nun alle eine gelebte Unternehmenskultur entwickeln. Gibt es dann einen Fachkräftemangel? Rechnerisch bestimmt. Kreative Ideen, um junge Menschen für ein Berufsbild zu gewinnen, Asylanten zu integrieren oder im Ausland nach neuen Kollegen zu suchen, sind notwendig. Allerdings sollte Unternehmern auch nicht bange werden. Die Mitarbeiter entwickeln sich und die Firmenkultur ändert sich ebenfalls.

Andreas Nau ist einer der zwei Geschäftsführer und Mitbegründer der easySoft. GmbH. Das Unternehmen wurde 1994 in St. Johann (Nähe Reutlingen) gegründet. Die Firma hat sich auf Software für Bildungsmanagement und Personalentwicklung spezialisiert und zählt über 1.500 Unternehmen im deutschsprachigen Raum zu Ihren Kunden mit aktuell 90 Mitarbeitern – weiter steigend.

Sie möchten mehr über die Bildung einer starken Arbeitgebermarke erfahren? Dann seien Sie im Februar bei unserer Unternehmerreise dabei:

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